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Grenzen, Teil 3.2

Yakari

Yakari war ein Problem. Oder eher ein halbes Problem. Kein wirkliches, aber ganz ok war er auch nicht. 

Ich habe dann beschlossen ihn zu kaufen. 

Ausschlaggebend war dieses Seminar. Leute kamen aus dem ganzen Land – na gut, aus der ganzen Region zu diesem zweitägigen Seminar. Trainer war einer der berühmtesten und bekanntesten Westernreiter Frankreichs. Er züchtet auch und Yakari geht auf sein Zucht-Konto.

Mir dämmerte schon, daß die Pferde die bei dem Meister nicht die gewünschten Ergebnisse brachten, wurden an diesen Stall abgetreten. Zu gut für die Salami, aber nicht gut genug für die Königsklasse.

Bei dem Seminar wurde in einer großen Halle stundenlang geritten, rauf und runter. Nass-geschwitzte Pferde mit blutigen Flanken (von den schicken Sporen) voller Fliegen wurden dann in die Sonne gestellt, damit die Cowboys ein kühles Bier trinken konnte. 

Das ist kein Phänomen der Western-Szene. Das hat ganz allgemein mit menschlicher Doofheit zu tun und ist in jedem Stall zu finden, der so etwas akzeptiert. 

Aber diese Cowboys machten das halt so. 

Yakari hatte Schwierigkeiten auf einer Seite einen Zirkel zu galoppieren. Der Meister (geschätzte 100 kg) setzten sich jetzt auf dieses Pferd und prügelten die Sporen in seine Flanken. Yakari hat es wirklich versucht. Ich stand am Rand und musste mir das ganze ansehen. Seinen Blick werde ich nie mehr vergessen. Er versuchte dem Druck zu entkommen, indem er seinen Kopf hoch nahm. Sofort wurde er mit dem scharfen Gebiss wieder runter geregelt. Also versuchte er den Kopf weg zu drehen und zu galoppieren. Die andere Seite stellte für ihn gar kein Problem dar, dort galoppierte er ohne zu zögern.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie absolut niemand auf die Idee kommen konnte, das dieses Pferd offensichtlich Schmerzen im Rücken hatte?? Nein, er war unkooperativ. 

6 Jahre

Sechs Jahre, habe ich versucht seinen Rücken wieder hin zu bekommen. Nicht weil ich ihn unbedingt reiten wollte, von dieser Idee habe ich mich sehr bald verabschiedet. Aber auch ohne geritten zu werden, hatte er ständige Wirbelblockaden und Schmerzen.

Wir haben es geschafft, heute ist er frei von Blockaden und Schmerzen. 

Ich habe Yakari beigebracht, Grenzen zu setzten. Er durfte buckeln, wenn es ihm zu viel wurde. Dann bin ich abgestiegen. Die Leute im Stall sind ausgeflippt, die haben mich für völlig gestört gehalten. Aber je mehr ich auf Yakaris Einwände einging, desto feiner wurde unsere Kommunikation. Ich brauchte ihm den Sattel nur zeigen und wusste, ob der geritten werden wollte oder lieber nicht. 

Wer jetzt denkt, er hätte das ausgenutzt, weit gefehlt. Es gab und gibt durchaus Tage, an denen er gar keine Einwände gegen das Reiten hat. Dann drehen wir eine gemütliche Runde am langen Zügel durch den Wald. 

Aber er hat verstanden, daß ich ihm zuhöre, daß ich ihn ernst nehme. Allein das hat aber schon zwei Jahre gedauert. 

Es gibt diese Geschichten immer wieder. Eine sehr traurige ist die von dem Pferd, daß eingeschläfert wurde, weil es extrem aggressiv wurde und nicht mehr zu händeln war. Später hat man fest gestellt, daß dem armen Tier ein Zahn verwachsen war und extreme Schmerzen verursachte. Ein Zahnarzt hätte das Problem durchaus beheben können.

Oder das Pferd, welches mit einem Haarriss im Rückenwirbel noch immer Kutschen zog ohne zu murren und erst die herbeigerufene Osteopathin (meine damalige Dozentin) Alarm schlug und das Pferd schlußendlich erlöst wurde. 

Die Liste ist vermutlich endlos. 

Es macht also durchaus Sinn, bei „schlechtem“ Verhalten genauer hin zu schauen. Unsere Tiere sind von uns abhängig. Wenn wir Tiere unser eigen nennen, übernehmen wir für sie Verantwortung. Und diese sollten wir ernst nehmen. 

 
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Verfasst von - 11/05/2022 in Coaching

 

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