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Der erwachsene Hund

Das Thema heute hat nur indirekt mit der Angst an sich zu tun. Aber es ist ein Thema, was irgendwie kaum Beachtung findet. So zumindest meine Erfahrung. Ich finde es aber extrem wichtig, zumal immer mehr Hunde aus dem Auslandstierschutz vermittelt werden.

Ein sehr berühmter deutscher Hundetrainer hat einmal gesagt: wir wollen, daß unsere Kinder selbständig werden. Bei Hunden wollen wir das nicht.

Und tatsächlich ist es so, daß unsere domestizierten Haushunde sich ein Leben lang überwiegend auf dem Niveau von vier jährigen Kindern befinden. Das hat Vorteile, wir haben sie – also die Hunde – so besser im Griff.

Kürzlich bin ich über einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über Dingos gestolpert. Dort heißt es im letzten Satz: „Seine Dingos seien so zahm und liebevoll wie andere Hunde, sagt Barry Eggleton über Sandy, Eggie und Didi. Doch im Umgang seien Hunde eben wie Kinder, Dingos aber wie Erwachsene: „Sie brauchen uns nicht, um zu überleben.““

Und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wölfe werden erwachsen, Wildhunde wie Dingos – und eben auch verwilderte Straßenhunde. Das ist nur logisch. Ein Haushund bekommt Nachwuchs. Die Mutter ist an Menschen gewohnt und muß sich nicht um Futter oder Sicherheit kümmern. Der Nachwuchs wird mit den Menschen groß.

Wir wissen, daß verwilderte Haustiere sich nicht mehr wie domestizierte Haustiere zähmen und halten lassen.

In der Wildnis, ob Stadt oder Land, muß eine Mutter für ihren Nachwuchs kämpfen. Sie muß das Revier verteidigen, Futter suchen und Schutz gewähren. Vielleicht wird sie von Menschen angegriffen. Nicht alle Welpen überleben. Sie werden krank, verhungern, werden von Fress-Feinden oder Menschen getötet. Diese Welpen nehmen diese Gefahr mit der Muttermilch auf. So wie ein Welpe in einem menschlichen Haushalt die Sicherheit und Geborgenheit aufnimmt.

Nun kommt es immer wieder vor, daß Straßenhunde in der Vermittlung landen, die schon sehr lange auf der Straße leben oder die bereits in der zweiten oder dritten Generation dort aufgewachsen sind. Diese Hunde sind nur sehr schwer zu vermitteln und zu sozialisieren. Dazu kommen dann noch Rasse-typische Merkmale hinzu. Ein Hund mit viel Herdenschutz-Genen wird noch schwieriger sein, als ein ehemaliger Gesellschaftshund.

Wichtig ist zu wissen, daß diese (teils) verwilderten Hunde erwachsen werden. Sie bleiben nicht ein Leben lang im Kinder-Modus wie ein domestizierter Haushund. Dadurch entwickeln sich ganz andere Probleme. Ein Kind das Angst vor Dunkelheit hat, ist etwas anderes, als ein Erwachsener mit Angst vor Mobbing.

Erwachsene Hunde brauchen uns nicht, sie haben mit der Muttermilch Strategien aufgenommen um zu überleben. Und die meisten trauen uns auch nicht. Wenn man nun aber einen Welpen aus dem Tierschutz aufnimmt, den man von der Straße gerettet hat, weiß oft niemand, die wievielte Generation da bereits auf der Straße gelebt hat. Und mit welchen Problemen man konfrontiert wird. Viele dieser „schwer vermittelbaren“ Hunde fristen ein elendes Leben in Tierheimen wo sie dann ihrer Freiheit beraubt irgendwann eingehen.

Angst ist nicht gleich Angst und Hund ist nicht gleich Hund. Ein verwilderter Haushund hat ganz andere Prioritäten als ein domestizierter Haushund. Und entsprechend auch andere Ängste.

@reija_feldmann

 
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Verfasst von - 26/04/2022 in Coaching

 

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