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Archiv der Kategorie: Coaching

Der Hund und das Auto

Aktuell betreue ich eine Klientin, deren Hund sehr ungern, bzw. gar nicht, in das Auto einsteigen möchte.

Da wir mit dem Training sehr gute Fortschritte machen, werde ich die Umstände nutzen und ein bisschen über meine Erfahrungen berichten, Fakten, Umstände und Anekdoten.

Warum wird Hunden im Auto oft übel?

Das hat mit der Wahrnehmung zu tun. Ähnlich wie wenn wir auf einem Schiff stehen. Wir können sehen, daß sich alles bewegt. Wir fühlen, daß sich alles bewegt. Unser Innenohr, zuständig für unseren Gleichgewichtssinn, reagiert auf die Bewegung. Das Problem dabei ist, wir bewegen uns nicht. Unser Körper steht still.

Genau so geht es dem Hund. Er nimmt die Bewegung wahr, bewegt sich selber aber nicht. Das ist für das Nervensystem extrem verwirrend und der Körper reagiert mit Übelkeit.

Ideal ist es, wenn der Hund einsteigt, sich hin legt und schläft.

Natürlich gibt es immer Hunde, die gar kein Problem mit dem Autofahren haben und denen es sogar Spaß macht. Sollte dein Hund aber zu Übelkeit neigen, ist das eine völlig normale Reaktion des Körpers und keine böse Absicht.

Kalisto

Kali ist ein kleiner Straßenhund aus Rumänien. Zu Beginn fand er Autofahren ganz schrecklich. Sobald er im Auto war, wurde ihm übel, er fing an zu speicheln und es dauerte nicht lange und er erbrach sich mehrfach. Mit viel Geduld und regelmäßigem Fahren haben wir das einigermaßen in den Griff bekommen.

Das Interessante daran ist für mich, daß Kali alleine einsteigt. Wenn die Heckklappe auf ist, hüpft er ins Auto. Ich muß ihn nicht drängeln oder ziehen und rein heben. Er steigt freiwillig von ganz alleine ein. Obwohl ihm immer noch übel wird.

Also scheint die Übelkeit kein Hindernis für ihn zu sein, nicht mit fahren zu wollen.

Warum man den (ängstlichen) Hund nicht ins Auto heben sollte.

Wenn irgend möglich, sollte der Hund von alleine einsteigen können. Heute gibt es zahlreiche Rampen und Treppen, die jedem Hund bei fast jedem Auto das Einsteigen erleichtern. Warum das so wichtig ist?

Gerade wenn ein Hund das Auto nicht so sehr schätzt, ist es wichtig, daß er Vertrauen gewinnt. Er wird aber kein Vertrauen aufbauen, wenn man seine Grenzen nicht respektiert.

Man stelle sich vor, man hat vor etwas wirklich Angst, zum Beispiel Spinnen. Und dann kommt jemand, nimmt die Hand und zerrt einen zu einer dicken fetten Spinne. Wie würden wir uns fühlen? Was würden wir über diese Person denken? Wir wären vermutlich not very amused.

Das gilt auch für den Hund. Ein Hund wird in seiner Natur nie-nicht hochgehoben. Außer als Welpe von Mama. Danach nie wieder. Er steht auf seinen vier Pfoten, ist geerdet, läuft alleine durch die Welt. Und jetzt kommt da einer, der ihn einfach packt, hochhebt und gegen seinen Willen in das Auto stopft. Manche Hunde erdulden das. Andere Hunde bekommen Angst und schnappen. Und wieder andere finden das total lustig. Aber um die geht es hier gerade nicht. Es geht um die, die das völlig zu Recht überhaupt nicht lustig finden.

Es ist für den Hund eine völlig andere Erfahrung, wenn er die Wahl hat und selbständig einsteigen kann. Freiwillig, weil er es kann, weil er es möchte. Natürlich steht am Ende die Idee, daß der Hund einsteigen soll. Man will ja irgendwo hin. In den Park, ans Meer oder zum Tierarzt. Aber einem ängstlichen Hund hilft man viel mehr, wenn man zu Beginn Zeit investiert und ihm zeigt, wie er das alleine schaffen kann. Zu dem Wie später mehr.

Warum ein gutes Training sinnvoller ist als Beruhigungspillen.

Inzwischen gibt es allerlei Medikamente und Präparate um den Hund ruhig zu stellen. Von Bachblüten bis hin zu richtig starken Sedativen. Bachblüten finde ich völlig in Ordnung. Ich habe allerdings noch nie erlebt, daß die wirklich etwas genutzt haben. Bei meinen Hunden zumindest nicht.

Sedative lehne ich in der Regel ab. Warum? Weil es so eine Art K.O.-Tropfen für Hunde sind. Man stelle sich vor, man kommt in eine Situation, in der man Angst hat. Und dann kann man sich nicht wehren. Ein ängstlicher Hund wird immer versuchen, die Kontrolle zu behalten. Wenn ich den jetzt mit Gewalt ruhig stelle, bzw handlungsunfähig mache, wird er mit aller Kraft versuchen dagegen anzukämpfen.

Das kann richtig böse nach hinten los gehen. Der Hund ist noch gestresster als er es ohnehin schon wäre. Der Hund fängt an unkoordiniert zu schnappen. Schlimmstenfalls gibt es einen Kreislaufzusammenbruch.

Ja, im absoluten Notfall haben wir manchmal keine andere Wahl. Aber solange wir die Zeit und die Möglichkeit für ein gutes Training haben, sollten wir Medikamente nur als Notfall-Lösung betrachten und nicht als einfach Lösung, die für uns am bequemsten ist.

Dein Hund wird es dir danken.

Tim

Tim ist ein Border Collie aus dem Tierheim. Er hat vier Jahre in einem Käfig gelebt. Als er zu mir kam, wusste er nichts von der Welt und dem Leben da draussen. Er musste alles lernen, dazu kam eine panische Angst vor allem und jedem.

Das Autofahren war jetzt auch nicht so seins, aber er hat sich extrem schnell daran gewöhnt. Auch er steigt von alleine ein.

Und er hat sehr schnell begriffen, daß das Auto sein Schutzraum ist, sein Panic-room.

Er hat es zu Beginn immer wieder geschafft, sich aus diversen Geschirren zu befreien. oder er bekam einfach Panik und rannte los. Das Beeindruckende für mich war, daß er immer zurück zum Auto geflüchtet ist und sich dann unter dem Auto versteckt hat. Dort hat er gewartet, bis wir kamen und ihn rein gelassen haben.

Wenn er draussen in der Welt mit etwas überfordert ist, versteckt er sich in seinem Auto.

Wie baue ich das Auto-Training auf?

Es ist weniger ein Training, sondern mehr ein Lehrstück. Ich möchte das der Hund lernt, daß er alleine in das Auto einsteigen kann.

Es ist ein bisschen so, wie mit einem Kind am Beckenrand vom Pool. Der Erwachsene steht im Pool und das Kind soll springen, der Erwachsene wird das Kind auffangen. Das Kind hat völlig natürlich Bedenken. Jetzt kann man Druck machen, das Kind erpressen, bedrohen, schubsen. Wir alle wissen, daß das nicht viel bringen würde. Das Kind würde jegliches Vertrauen verlieren.

Wie bei der Spinne.

Wenn wir uns im Vorfeld die Zeit genommen haben, um Vertrauen aufzubauen, dann wird das Kind vielleicht noch zögern, weil es sich überwinden muß. Aber wenn es dann gesprungen ist, wird es sich super gut fühlen, es wird stolz sein und es gleich noch einmal probieren wollen. Am Ende ersparen wir uns und dem Kind viel Zeit und Drama.

Was bedeutet das für den Hund? Es ist ganz wichtig, im Vorfeld Vertrauen aufzubauen. Das bedeutet, die Hundesprache zu verstehen. Dem Hund zuzuhören, ihn wahr zu nehmen und auf seine Grenzen zu achten. Ich will am Beispiel von Soda (mein aktueller Fall) erklären, wie wir bis jetzt vorgegangen sind.

Sodas Frau ist sehr hundeerfahren. Sie hat bereits alles probiert. Mit Leckerchen (ist blöd wenn dem Hund übel wird). Sie hat viel Zeit und Geduld aufgebracht, dem Hund das Auto schön zu reden, alle bekannten Methoden angewandt, gewartet, geübt. Sie hat ihn aber jedes mal zum Auto gezerrt, hochgehoben und rein gesetzt. Das war für sie, wie auch für den Hund, extrem stressig. Soda ist nicht gerade klein und wiegt ca 30 kg.

Was mache ich jetzt anders? Im Idealfall haben wir richtig viel Zeit, also der Hund muß in den kommenden Wochen nirgendwo hin fahren. Bei Soda ist das zum Glück so. Also beginnen wir mit der Beziehung zwischen Soda und seiner Frau. Entspannungsübungen. Nicht reden, nicht anfassen, nicht beruhigen. Wir gehen mit Soda los, Richtung Auto und passen ganz genau auf, wann er die ersten Stressreaktionen zeigt. Und da machen wir halt, wir gehen keinen Schritt weiter. Wenn Soda sich entspannt, können wir weiter gehen. So schaffen wir es Stück für Stück bis zum Auto. Das wird so lange geübt, bis Soda entspannt bis zum Auto gehen kann.

Hier beginnen wir dann von vorne, mit offenen Autotüren. Er bekommt die Richtung gezeigt. Das aller wichtigste ist, daß er selbst die Entscheidung treffen kann und sich von alleine, freiwillig, in das Auto bewegen kann. Dann kann er lernen, dann kann er verstehen, daß er selbst ein- und auch wieder aussteigen kann und darf.

Ja, das braucht zu Beginn etwas Zeit und regelmäßiges Üben. Aber wir haben es heute, bei unserem zweiten Termin, nach einer Woche regelmäßigem Üben, geschafft, daß er alleine eingestiegen ist.

Soda ist ein Straßenhund aus Albanien, ca 5 Jahre alt und seit einem Jahr bei seiner Familie. Und er ist nach einer Woche Training heute einfach eingestiegen. Ohne Stress. Das Training braucht Zeit, aber wenn man überlegt, daß der Hund danach nie wieder mit viel Streß eingeladen werden muß, ist es das wert.

Und nach Aussage der Frau, hat sich ihr gesamtes Zusammenleben verbessert, Soda ist ruhiger und entspannter geworden und verbringt inzwischen viel mehr Zeit mit seinen Menschen. Weil er ganz nebenbei gelernt hat, daß seine Menschen ihm zuhören, seine Sprache verstehen und seine Grenzen respektieren. Trotzdem hat man ihn gebeten, sich zu überwinden und einzusteigen. Und er war wirklich verdammt stolz am Ende.

Diesel

Zum Abschluss noch eine Geschichte von Diesel, meinem ersten Hund. Diesel hat Autos gehasst.

Ihm wurde regelmäßig übel. Er begann schon zu würgen, wenn wir auf das Auto zugingen. Ich habe auch so ziemlich alles probiert. Nichts half. Boxen, abgedunkelte Fenster, völlig egal. Das ging so weit, daß er bei einem Spaziergang durch die Stadt die Straßenseite wechselte, wenn wir an dem gleichen Modell vorbei kamen.

Nun war ich aber sehr viel mit dem Auto unterwegs. Auch auf Reisen. Er musste jetzt also mit mir in dem Auto wohnen. Und das hat irgendwie den Schalter umgelegt. Wir fuhren, schliefen, aßen, lebten in dem Auto.

Und dann hat er das Auto geliebt (dieses eine, in anderen Autos wurde ihm immer noch übel). Wenn er Angst hatte, weil zum Beispiel ein Gewitter aufzog, wollte er in sein Auto. Er ist fremden Autos der gleichen Marke hinterher gerannt, weil er dachte, es sei unser Auto (ich vermute es war das Motorengeräusch).

Ja, und am Ende hat er sogar in seinem Auto für immer die Augen geschlossen.

 
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Verfasst von - 04/08/2022 in Coaching

 

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Meine Expertise

Man könnte auch sagen: ich habe Lehrgeld bezahlt.

Natürlich habe ich für meine Ausbildung bezahlt. Aber meine wirkliche Expertise, die habe ich aus den Erfahrungen, die ich nach der Ausbildung gemacht habe. Und da hatte die Wirklichkeit mit der Ausbildung nicht mehr viel gemein.

Aber fangen wir vorne an.

Lehrer Nummer eins:

Mein erster und wichtigster Lehrer war Diesel, mein erster Hund, gefunden auf einer Landstraße in Rumänien. Ich würde so gerne die Uhren zurück drehen und mit ihm noch mal von vorne anfangen, mit dem Wissen, was sich heute habe. Am Ende musste er einen viel zu hohen Preis bezahlen.

Meine Familie und ich hatten Null Ahnung von Hunden. Also ging ich zu einer Hundetrainerin. Positive Bestärkung. Mit Leinenruck und ignorieren, aussperren, hungern lassen. Mir erschien das etwas brutal, aber zu Beginn hab ich mit gemacht, wollte ja nichts falsch machen. Und hab – aus heutiger Sicht – doch alles falsch gemacht.

Nun muß man dazu sagen, daß sich in den letzten Jahren die ganze Hunde-Trainer-Welt auch enorm gewandelt hat. Die Hardliner gibt es noch immer, auch nicht zu knapp. Die wird es auch immer geben. Aber es gibt inzwischen auch viel mehr von den anderen, die die verstanden haben, daß Tiere ausgesprochen intelligente und feinfühlige Wesen sind.

Diesel hatte sehr viel Angst, er war extrem unsicher. Und das Training half ihm gar nicht. Er machte zwar mit, war aber allgemein im Umgang eher bissig. Er mochte keine Artgenossen und keine Menschen. Ich habe es mit mehreren Trainern, Therapeuten und was sonst noch so da war versucht, aber er galt allgemein als aus-therapiert.

Heute weiß ich, wieviel ich zu seiner Situation beigetragen habe. Heute weiß ich auch, wie ich ihm hätte helfen können. Damals wusste ich es nicht.

Seine Aggressionen blieben und am Ende ist die Situation eskaliert. Er wurde in einem Kampf so schwer verletzt, daß er an den Folgen starb. Und auch wenn mir immer alle sagen, es wäre nicht meine Schuld gewesen, so übernehme ich doch die volle Verantwortung dafür.

Aber ich habe aus diesem Fall sehr viel gelernt.

Der zweite Lehrer

ist Tim. Tim ist ein Border Collie aus dem örtlichen Tierheim. Als er vor nunmehr acht Jahren zu uns kam, war er so voller Angst, daß er nicht laufen konnte. Ich fragte verschiedene Hundetrainer um Hilfe, aber die Methoden erschienen mir alle völlig ungeeignet um einen traumatisierten Hund zu therapieren. Es war brutal, unsensibel, re-traumatisierend – aber nie hilfreich.

Also machte ich die Ausbildung zum Hundetrainer. Um mir selbst zu helfen. Natürlich habe ich da erstmal genau den selben Bockmist gelernt, wie das was ich eigentlich vermeiden wollte. Aber ich bekam etwas mehr Einblick in die Hundewelt und konnte Erfahrungen sammeln und mich dann auf meinen eigenen Weg machen.

Nun zu Tim. Tim hat in den letzten Jahren extrem viel gelernt und sich sehr gut weiter entwickelt. Heute ist es fast möglich, mit ihm an lockerer Leine durch die Innenstadt zu spazieren. Sofern man das möchte.

Aber Tim ist immer noch unsicher. Und er hat Zwangs-Verhalten entwickelt. Damit kompensiert er seine Unsicherheit. Wenn ein Auto vorbei fährt rennt er wie verrückt zum Tor, an der Tür beisst er die anderen Hunde weg, er ist unanständig anhänglich und fast penetrant Nähe- und Harmonie-Bedürftig. Ich habe das zu Anfang fälschlicher Weise als Fortschritt interpretiert. In meinen Augen nahm er endlich am Leben teil.

Ja, ich könnte alleine aufs Klo gehen, aber wer will das schon.

Scherz beiseite. Dieses Verhalten mag dem ein oder anderen vielleicht schmeicheln, aber für den Hund ist es enormer Stress. Er ist nicht entspannt, steht ständig unter Strom. Tim ist jetzt 12 Jahre und wiegt noch immer 16 Kilo. Er kam mit 12 Kilo zu mir und hat bis heute kein Gramm mehr zugenommen. Er besteht bis heute nur aus Knochen, Haut und Muskeln.

Ja, dicke Hunde sind nicht gesund. Aber Hunde die aufgrund von Stress nie zunehmen, auch nicht. Und diese Anhänglichkeit ist ein Zeichen von Stress und Unsicherheit. Leider hab ich auch das zu verantworten und aktuell arbeiten wir daran, ihm diesen Stress zu nehmen.

Das Gute daran: es ist nie zu spät.

Meine Expertise beruht also zum größten und wichtigsten Teil auf Erfahrungen. Seit über vier Jahren lebe ich mit einem Rudel von 8 Straßenhunden zusammen. Ich habe in den letzten Jahren von diesen Hunden extrem viel über Verhalten, Kommunikation und Körpersprache gelernt. Das sind Dinge, die einen das Leben lehrt.

Und ich bin mit meiner Weisheit noch nicht am Ende, ich lerne noch immer. Mit jedem neuen Hund, ob in Pflege oder von Kunden, lerne ich weiter. Denn jeder Hund, jeder Mensch ist einzigartig und kommt mit einer einzigartigen Geschichte.

Ich bin dankbar für all das was ich bis jetzt von diesen Hunden lernen durfte und noch lernen darf.

So bin ich in der Lage meinen Kunden als Mentorin zu dienen und ihnen bei ihren Themen und Problemen zu helfen und sie in ihren Entwicklungsprozessen zu unterstützen.

 
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Verfasst von - 27/07/2022 in Coaching

 

Das YinDog Project

Was ist das YinDog Project?

Das Hund-Mensch-Coaching der neuen Zeit.
Weg von Machtansprüchen, absoluter Kontrolle, Unterwerfung und Gehorsam.
Hin zu mehr Empathie, Gefühl, Zuhören, Ruhe, Verständnis, Vertrauen und gegenseitigem voneinander-lernen, Kooperation. 
Der Hund als dein Partner, Freund und Gefährte, mit einer respektvollen Kommunikation auf Augenhöhe. 
Eine Methode, die Hunde – und Tiere allgemein – als sensible, intelligente und feinfühlige Wesen wahrnimmt. 

YIN und YANG

Fangen wir an bei der Definition von Yin. Yin ist das Pendant zu Yang. In der asiatischen Philosophie verkörpern Yin und Yang die Dualität, die Polarität. Dabei ist Yin das weibliche Prinzip und Yang das männliche Prinzip.
In ihrem Zeichen sind beide gleichwertig. In jedem steckt ein Kern des anderen. 

Beispiele für Yin, das weibliche Prinzip sind: das Dunkle, Tal, Nacht, Mond, Wasser, Gefühle, Chaos, Intuition, unten, Passivität, Stille, Empathie, Annehmen, Empfangen, Emotionen, Norden, Winter.

Beispiele für Yang, das männliche Prinzip: das Helle, Berg, Tag, Sonne, Land, Struktur, Rahmen, Tatendrang, Aufstrebend, Klar, Aktivität, Raum, Feuer, Süden, Sommer. 

Diese Polarität finden wir tatsächlich überall auf der Welt, in allen Kulturen. Denn spätestens bei Mann und Frau, Sonne und Mond, Sommer und Winter dürfte jedem auffallen, daß es eine Dualität in der Welt gibt. 
Der Begriff Yin ist weitestgehend neutral. 
Wenn ich vom „weiblichen Prinzip“ spreche, gehen sofort die Schubladen auf und vor allem wird bewertet. 
Alles was ich oben im Text unter Yin aufgelistet habe, sind lediglich Fakten. 
Bewertungen wie gut und böse, schön und hässlich, positiv und negativ, haben mit der Polarität rein gar nichts zu tun. Das sind menschliche Bewertungen die nicht mal felsenfesten Bestand haben, weil Kulturen, Geschmäcker und Meinungen ja bekanntlich unterschiedlich sein können. Sonne und Mond sind wie sie sind. 

Nun fällt das weiblichen Prinzip aber gerne einer negativen Bewertung zum Opfer. Das ist kulturelle Konditionierung über Jahrtausende.
Um zu verstehen, warum das Weibliche nicht gerade hoch im Kurs steht, hole ich etwas weiter aus.

Als der Mensch sesshaft wurde, entwickelte sich eine völlig neue Gesellschaft. Männer zogen los, in Kriege, auf Beutezüge, Eroberungen oder einfach nur zur Jagd. Und die Frauen blieben zu Hause. 
Aufgaben wie Heilung, Kräuterwissen, Priestertum (bitte nicht im christlichen Kontext sehen) fielen oftmals den Frauen zu. Einfach weil sie vor Ort blieben, die Familien versorgten, die Kontakte pflegten und ihr Wissen weiter gaben.
Dazu gehört auch die Tierkommunikation. Ja, den Menschen der Bronze- und Eisenzeit waren ihre Tiere sehr heilig. Gespräche mit der Natur, dem Jenseits und den Tieren waren völlig normal. 

Die katholische Kirche hat dann einige Jahrhunderte ganze Arbeit geleistet, mit Inquisition und Hexenverbrennung – um nur zwei Highlights zu erwähnen – wurde alles weibliche und natürliche systematisch verteufelt. 
Tiere, Kräuter, Heilwissen, Schamanen, Druiden, die Liebe zur Natur und den Tieren, sie alle verschwanden mehr und mehr von der Bildfläche. Oder in geheimen Kellern.

Im 17. Jahrhundert war ein Vorreiter der Industrialisierung der Philosoph Rene Descartes.
Descartes schreibt man dem „Rationalismus“ zu. Um es kurz zu machen: er nagelte lebende Hund auf Holztische, wo er sie bei lebendigem Leibe aufschnitt um zu zeigen, das der Körper eine Maschine (Yang) ist und jegliche Reaktionen nur Instinkt. Geist und Seele – Fehlanzeige. Unauffindbar. 

So wurde nicht nur unser Alltag zunehmend von Maschinen bestimmt, auch uns Denken und Glauben, Wissen und Fühlen – und Yang nahm Überhand. Man werfe nur mal einen Blick in medizinische Lehrbücher. Die sehen aus wie Reparaturleitfäden für Waschmaschinen. 

Eine Antwort darauf war die Romantik. Die unglaubliche Sehnsucht nach einer idealisierten Natur, nach dem Yin. Eine Sehnsucht, die wir heute wieder erfahren. 

Also, wir halten fest: das Yin-Prinzip verkörpert das Weibliche, das Intuitive, die Emotionen, das Tiefgründige, die Gefühle.
Hier finden wir die Tierkommunikation wieder, die Schamanen und Druiden, die Verbindung zur Natur. 
Alles Dinge, die man nicht sehen kann, nicht messen, nicht belegen oder bewerten. 
Alles Dinge, die die Industrialisierung und die Religion mit allen Mitteln über Jahrhunderte eliminieren wollten um die absolute Kontrolle zu haben. Menschen werden zu willenlosen Maschinen, die nur dem Zweck der Produktion dienen und in Abhängigkeit gehalten werden.

So wie unsere ganze Gesellschaft leidet auch unsere Pädagogik an einem ZU VIEL des Yang. 

Und das wir unsere Tiere in Haus- und Nutztiere unterscheiden, die unterschiedliche Rechte haben (sofern man das Rechte nennen kann) und vor dem Gesetzt immer noch als Sache betrachtet werden und denen keine Gefühle oder kein Denken zugeschrieben wird – das sagt eigentlich schon alles. 
In der Bibel steht: mache dir die Welt untertan. Genesis 8: die Tiere sind dem Menschen in die Hand gegeben und sollen ihm zur Nahrung dienen.
Wen wundert da noch unser eklatant desolates Verhältnis zu Tier und Natur?!
Aber auch zum Menschen selbst. 
Die Definition von PTBS ? Post Traumatische Belastungs STÖRUNG
ADHS? Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts STÖRUNG
Wer denkt sich solche Wörter aus??
Störungen? Die Maschine Mensch ist gestört. Der Mensch funktioniert nicht mehr einwandfrei – und stört damit das System.
Therapie? Tabletten, Psychopharmaka. (Yang)
Trauma-Forschung? Nein danke. (Yin)

Das YinDog Project

Um Freiheit genießen zu können, braucht es klare Regeln. 
Freizeit ohne Arbeitszeit ergibt auch keinen Sinn. 
Und auch das wird bitte nicht bewertet. Es ist, wie es ist.

Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Ist das Glas halbvoll, ist es automatisch auch halb leer. 

Das bedeutet: ohne Yang kein Yin. 
Yang bietet das Fundament: Regeln, Struktur, System, Raum und Rahmen sind wichtig und unabdingbar. Darin kann und muß sich Yin entfalten können, um eine Balance zu erreichen. 
In der asiatischen Philosophie spricht man von Krankheit, wenn diese Balance gestört ist. 
Leider ist Yang aber die Regel in unserer Ausbildung von Mensch und Tier.
Gefühle kann man nicht messen, Gefühle gelten als schwach, als weibisch, als störend.
Statt dessen Leistungsdruck, Drill, Gehorsam.

Ich befasse mich in meiner Arbeit immer weniger mit dem bloßen Konditionieren wie „Sitz, Platz, Aus“. Davon gibt es schon genug – und viele, die das bestimmt besser können als ich. 
Ja, ich kann einen aggressiven Hund der nicht abrufbar ist, nicht einfach frei laufen lassen. 
Das ist nicht das Thema, das ist nicht der Punkt.

Der Punkt beim YinDog Project ist, die Themen von einer anderen Perspektive aus zu betrachten, unsere Wahrnehmung zu schulen und zu verfeinern.
Ich spreche von Themen – und nicht von Problemen oder Störungen. 
Ich spreche auch nicht von Training – sondern von Kommunikation, Verständnis, Verbindung und gegenseitigem lernen. Davon Gefühle wahr zu nehmen, anzunehmen und zu verstehen. 

Zuhören, leise werden, sich einfühlen. 
Wir können das, wir haben dieses Potential alle in uns. Wir müssen es nur wieder hoch holen, entstauben, aktivieren, etwas üben vielleicht.
Und vor allem müssen wir das Bewerten und Vergleichen einstellen.

Worum geht es jetzt bei YinDog? 

Um den Deep Dive, um das Abtauchen in die unendlichen Tiefen unsere inneren Welt. Ein grenzenloses Abenteuer.
Ja, es kann helfen einen Hund mit Konditionierung abzulenken um erst einmal einen Zugang zu schaffen. Aber wir dürfen nicht bei der bloßen Symptom-Behandlung aufhören, sonst erhöht sich der Frust maßlos. 
Dann muß nach dem „Warum“ geschaut werden. Das Gefühl dahinter erkennen, ohne es zu bewerten oder zu verurteilen. 
Jedes Verhalten hat eine Ursachel. Wichtig ist eine mitfühlende Wahrnehmung (kein Mitleid!).
Und nicht: der will dich verarschen, setzt dich mal durch, zeig mal wer der Chef ist!
Themen werden angeschaut, Hintergründe werden angeschaut, Gefühle werden wahr genommen, wir hören dem Tier zu, lernen es besser zu verstehen. 
Wir suchen gemeinsam nach Lösungen, gemeinsam mit dem Tier. Wir gehen in die Natur und lernen Synchronizität wieder zu erkennen. 
Tierkommunikation, Intuition und unsere 5 Sinne kommen wieder zum Einsatz. Das hilft unserem Tier und uns persönlich. 

Aber es geht nicht nur um Menschen mit Tieren. Es geht auch um Menschen, die mit der Hilfe von Tieren in die Persönlichkeitsentwicklung gehen wollen und ihre Themen so aufarbeiten möchten. 

Dafür habe ich verschiedenste Angebote kreiert: 
Workshops, die jeder für sich zu Hause machen kann, mit oder ohne Tier. 
Einzel-Coaching, Begleit-Choaching über einen längeren Zeitraum in dem ich (fast) jederzeit verfügbar bin und Retreats mit meinen Hunden in Frankreich.
Die Arbeit mit dem Hund vor Ort bekommt einen ganz neuen Rahmen und wird sich viel mehr an den Bedürfnissen des Hundes orientieren um best mögliche Erfolge zu erzielen und die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken.
Tierkommunikation biete ich unabhängig für alle Tiere an.

Ich arbeite mit traumatisierten Straßenhunden. Dies sind keine ausgebildeten Therapiehunde und erst recht keine Kuschelhunde. 
Tatsächlich sind sie Menschen gegenüber sehr mißtrauisch. Und die Arbeit mit ihnen verlangt einiges ab, aber wir erkennen in der Arbeit mit ihnen unsere eigenen Stärken und Schwächen, unser Potential und unsere Kraft. 
Tiere können so viel mehr, als bloße Kommandos ausführen und wir können so viel von ihnen lernen, wenn wir lernen, ihnen wieder zu zu hören. 

https://www.liberationdenergie.com

 
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Verfasst von - 22/05/2022 in Coaching

 

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Grenzen, Teil 3.2

Yakari

Yakari war ein Problem. Oder eher ein halbes Problem. Kein wirkliches, aber ganz ok war er auch nicht. 

Ich habe dann beschlossen ihn zu kaufen. 

Ausschlaggebend war dieses Seminar. Leute kamen aus dem ganzen Land – na gut, aus der ganzen Region zu diesem zweitägigen Seminar. Trainer war einer der berühmtesten und bekanntesten Westernreiter Frankreichs. Er züchtet auch und Yakari geht auf sein Zucht-Konto.

Mir dämmerte schon, daß die Pferde die bei dem Meister nicht die gewünschten Ergebnisse brachten, wurden an diesen Stall abgetreten. Zu gut für die Salami, aber nicht gut genug für die Königsklasse.

Bei dem Seminar wurde in einer großen Halle stundenlang geritten, rauf und runter. Nass-geschwitzte Pferde mit blutigen Flanken (von den schicken Sporen) voller Fliegen wurden dann in die Sonne gestellt, damit die Cowboys ein kühles Bier trinken konnte. 

Das ist kein Phänomen der Western-Szene. Das hat ganz allgemein mit menschlicher Doofheit zu tun und ist in jedem Stall zu finden, der so etwas akzeptiert. 

Aber diese Cowboys machten das halt so. 

Yakari hatte Schwierigkeiten auf einer Seite einen Zirkel zu galoppieren. Der Meister (geschätzte 100 kg) setzten sich jetzt auf dieses Pferd und prügelten die Sporen in seine Flanken. Yakari hat es wirklich versucht. Ich stand am Rand und musste mir das ganze ansehen. Seinen Blick werde ich nie mehr vergessen. Er versuchte dem Druck zu entkommen, indem er seinen Kopf hoch nahm. Sofort wurde er mit dem scharfen Gebiss wieder runter geregelt. Also versuchte er den Kopf weg zu drehen und zu galoppieren. Die andere Seite stellte für ihn gar kein Problem dar, dort galoppierte er ohne zu zögern.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie absolut niemand auf die Idee kommen konnte, das dieses Pferd offensichtlich Schmerzen im Rücken hatte?? Nein, er war unkooperativ. 

6 Jahre

Sechs Jahre, habe ich versucht seinen Rücken wieder hin zu bekommen. Nicht weil ich ihn unbedingt reiten wollte, von dieser Idee habe ich mich sehr bald verabschiedet. Aber auch ohne geritten zu werden, hatte er ständige Wirbelblockaden und Schmerzen.

Wir haben es geschafft, heute ist er frei von Blockaden und Schmerzen. 

Ich habe Yakari beigebracht, Grenzen zu setzten. Er durfte buckeln, wenn es ihm zu viel wurde. Dann bin ich abgestiegen. Die Leute im Stall sind ausgeflippt, die haben mich für völlig gestört gehalten. Aber je mehr ich auf Yakaris Einwände einging, desto feiner wurde unsere Kommunikation. Ich brauchte ihm den Sattel nur zeigen und wusste, ob der geritten werden wollte oder lieber nicht. 

Wer jetzt denkt, er hätte das ausgenutzt, weit gefehlt. Es gab und gibt durchaus Tage, an denen er gar keine Einwände gegen das Reiten hat. Dann drehen wir eine gemütliche Runde am langen Zügel durch den Wald. 

Aber er hat verstanden, daß ich ihm zuhöre, daß ich ihn ernst nehme. Allein das hat aber schon zwei Jahre gedauert. 

Es gibt diese Geschichten immer wieder. Eine sehr traurige ist die von dem Pferd, daß eingeschläfert wurde, weil es extrem aggressiv wurde und nicht mehr zu händeln war. Später hat man fest gestellt, daß dem armen Tier ein Zahn verwachsen war und extreme Schmerzen verursachte. Ein Zahnarzt hätte das Problem durchaus beheben können.

Oder das Pferd, welches mit einem Haarriss im Rückenwirbel noch immer Kutschen zog ohne zu murren und erst die herbeigerufene Osteopathin (meine damalige Dozentin) Alarm schlug und das Pferd schlußendlich erlöst wurde. 

Die Liste ist vermutlich endlos. 

Es macht also durchaus Sinn, bei „schlechtem“ Verhalten genauer hin zu schauen. Unsere Tiere sind von uns abhängig. Wenn wir Tiere unser eigen nennen, übernehmen wir für sie Verantwortung. Und diese sollten wir ernst nehmen. 

 
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Verfasst von - 11/05/2022 in Coaching

 

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Emotionen und Bedürfnisse.

Grenzen, Teil 3.1

Diesel

Anhand von zwei Beispielen möchte ich ein bisschen aus der Praxis berichten.

Zum einen ist da Diesel. Mein erster Hund. Diesel hat Grenzen gesetzt. Blöd war dabei nur, daß die meisten Menschen entweder keine Hundesprache beherrschen oder einfach der Meinung sind: der Hund hat zu kuschen. 

Hundesprache. Ich rede hier nicht von telepathischer Tierkommunikation. Sondern von ganz normaler Körpersprache. In Diesels Fall war das Zünglein an der Waage sein Schwanz-wedeln.

Ein Hund der mit dem Schwanz wedelt ist freundlich, aufgeschlossen und neugierig.

FALSCH!!!

Naja, nicht ganz. Ja, das kann es bedeuten. Es ist aber ziemlich unvernünftig, den Rest des Hundes dabei zu ignorieren. Das wäre ungefähr so, als würden wir annehmen, jemand der mit ausgestreckter Hand auf uns zuläuft, wolle uns begrüßen – wenn der ganze Rest des Körpers signalisiert, daß dieser jemand uns schlagen will.

Bild verstanden?

Das verstehen nicht mal selbsternannte Hunde-Menschen. Sie lieben Hunde, aber das bedeutet leider nicht, daß sie sie auch verstehen. Oft lieben sie vor allem sich selbst und wollen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt sehen. Und weil sie den Hund ja lieben, muß der sich dann irgendwie auch darüber freuen. 

Diesel

Diesel kam also Schwanz-wedelnd auf die Leute zu. Dabei duckte er sich, zog den Kopf ein, ging langsam und vorsichtig. Nichts an dem Hund signalisierte Freude: Es war Unsicherheit und Vorsicht. Aber das ist ja einem Menschen egal, der den Hund anfassen will. Der Hund muß sich ja laut Mensch auch anfassen lassen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum.

Warum muß sich ein Hund von Fremden anfassen lassen? Muß er nicht. Jedenfalls nicht bei mir.

Und das führte dann häufig zu Missverständnissen. 

Diesel hat auch geknurrt. Dann kamen die Menschen auf die Idee, sich vor ihn zu stellen, über ihn zu beugen und ihn entweder zu beruhigen oder zu „dominieren“. Beides war ziemlich sinnlos, weil Diesel eigentlich nur seine Ruhe wollte. Einfach weiter gehen und ignorieren war hier eher angebracht. Aber ein Homo sapiens lässt sich ja von einem Hund nichts sagen! Wo kommen wir denn da hin?! Niederes Wesen, hat nichts zu melden. 

Worum ging es? Ach ja, Grenzen. Also Diesel konnte sehr gut Grenzen setzten und ich finde das völlig in Ordnung. Alle meine Tiere haben ein Recht auf eine eigene Meinung. 

Eine Grenze hat mit einer Emotion zu tun. In Diesels Fall war das bei Fremden vor allem Unsicherheit. Unsicherheit ist ein Gefühl, dahinter steht ein Bedürfnis. Das Bedürfnis akzeptiert und gesehen zu werden. Wir alle haben das Bedürfnis, daß unsere Gefühle ernst genommen werden. Tiere bilden da keine Ausnahme.

Das andere Beispiel ist mein Pferd Yakari. Ich bin ihm 2015 das erste mal begegnet, in einem Western-Reitstall. Er war da gerade vier Jahre alt. 

Yakari

Ausgebildet mit nur drei Jahren für das sogenannte Reining, einen Western-Reitsport.  

Er hatte ein sehr scharfes gedrehtes Metallgebiss, weil er so unkooperativ war. Ich wurde dazu auserkoren mit ihm zu arbeiten. Es war ein Ausbildungsstall mit Zucht, wir waren nur drei Privatpersonen, die dort Reitunterricht nahmen und so wurden wir in die Ausbildung der Pferde einfach eingebunden. Dagegen war auch gar nichts einzuwenden.

Es gab nur so Methoden, die mich stutzig machten. 

Zum Beispiel wurden die Jungpferde mit einem Jahr von der Mutter getrennt und dann in völliger Isolation gehalten. Damit sie sich dem Menschen anschließen. Für mich ein NO-GO.

Ich mag auch diese Round-pens nicht, die über drei Meter hoch blickdicht sind, damit die Pferde die Orientierung verlieren und sich dem Menschen dann in ihrer Not anschließen. 

Die Geschichte geht weiter unter Teil 3.2

 
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Verfasst von - 11/05/2022 in Coaching

 

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Wenn Hunde Grenzen setzten.

Grenzen, Teil 2

Vor allem im Umgang mit Tieren herrscht noch immer das alte Konzept vor, das viel auf Druck und sogenannter Dominanz basiert.

Du musst dem Hund mal zeigen wer der Chef ist, das du das Alpha-Tier bist. Ich Chef – du nix.

Das kann ziemlich komische Ausmaße annehmen. 
Ich habe von Leuten gelesen, die ihren Urin über den des Hundes kippen.

So ganz langsam wendet sich das Blatt und viele Menschen beginnen, Tiere mit anderen Augen zu sehen. Auch unsere eigenen Haustiere. 
Allerdings sind wir selbst bereits konditioniert und auch unsere Lehr-Methoden sind konditioniert. Oftmals denken wir gar nicht darüber nach, wenn wir Kinder oder Tiere so oder so behandeln. 
In unserer Gesellschaft herrscht noch immer ein heftiger Leistungsdruck. Wer Leistung bringt, ist etwas wert. Dazu gehört Gehorsam wie auch Kooperation und Anpassung. 

Anpassen = Lieb, Widersetzten = Böse

Wer sich anpasst und liefert, der kommt weiter oder wird anerkannt. Dieses Prinzip lernen wir schon im Kindergarten, dann in der Schule, Ausbildung, Beruf.
Also ist es wenig verwunderlich, wenn wir es genau so weiter führen. 
Wer sich widersetzt, der fällt unangenehm auf. Der Rebell oder Revoluzzer. Die passen sich nicht an, stiften Unruhe, sind selten Systemrelevant. Sie werden von der Gesellschaft abgelehnt.

Nun haben wir einen Hund. Und ich rede jetzt schwerpunktmäßig vom Familienhund, denn für Arbeitshunde gelten etwas andere Regeln. 
Der Hund soll uns Freude bereiten, uns anhimmeln, aufmuntern, Spaß machen. Er soll auffallen durch gutes Benehmen, gehorsam, schöne Optik. Auf jeden Fall möchte der Besitzer glänzen, er möchte mit dem Hund entspannen und dort nicht auch noch eine Baustelle haben, die nicht funktioniert.

So läuft das aber nicht immer. Zum einen neigen viele Menschen dazu, sich Rasse-Hunde zuzulegen – weil die sind teuer, schön, zertifiziert, klug, schnell… also eher Statussymbol. Aber diese Rassen wurden zur Arbeit gezüchtet und wenn sie dieser nicht nach gehen können, sind die ersten Probleme schon vorprogrammiert.
Zum anderen adoptieren viele Menschen Hunde aus dem Tierschutz, die schon eine Vorgeschichte haben. 

Nun neigt der Mensch gern dazu, das Verhalten des Hundes subjektiv zu erklären und zu bewerten: der Hund testet Grenzen. Ich habe es bereits gesagt: der Hund testet keine Grenzen. Dazu müssten ihm diese Grenzen bewusst sein. Der Hund versucht auf seine Weise zu kommunizieren. 

Tiere haben Gefühle

Wenn wir jetzt das Gefühl haben, das der Hund „verhaltensauffällig“ wird, dann betrachten wir dieses Verhalten in einem negativen Licht: das Verhalten des Hundes wird als schlecht bewertet. Der Hund fällt auf, negativ.
Es wird gerne versucht, das Verhalten zu beeinflussen und umzukehren – mit „positiven“ Methoden. Man trainiert so lange an dem Hund rum, bis das störende Verhalten nicht mehr auftritt. Symptombekämpfung statt Ursachenforschung.

Hat hier irgendjemand gefragt, warum der Hund sich so verhält? Nein.
Wann verhalten wir uns denn „schlecht“? In der Regel, wenn uns etwas stört. Dahinter liegt ein Gefühl.
Ein Gefühl wie Ohnmacht, Wut, Angst, Unsicherheit, Überforderung. Und was passiert, wenn unser Gefühl nicht ernst genommen wird, wenn es keinerlei Beachtung findet? Depressionen, Burn-out, Wutanfälle, Krankheit.

Und wieso soll das bei einem anderen Säugetier als dem Menschen anders ablaufen???

Wenn uns Hunde Grenzen zeigen, dann ist das eine Form der Kommunikation. 
Sie zeigen ein Verhalten, hinter dem ein Gefühl steckt. Und es ist nicht hilfreich, dieses Gefühl zu ignorieren. Weder beim Mensch noch beim Tier.

Der Hund, der keine Grenzen setzt

Tiere die nicht gelernt haben, ihre Grenzen zu zeigen oder die zu schüchtern sind, die werden sehr gerne überrannt. Sie gelten als lieb und brav und süss. Sie fallen nicht unangenehm auf, machen wenig Probleme. Anstatt mal ordentlich die Zähne zu zeigen wenn ihnen jemand ungefragt ins Gesicht grabscht, klemmen sie nur schüchtern den Schwanz ein. Das wird dann auch noch als „süss“ empfunden und weckt allemal etwas Mitgefühl. Aber im Gegensatz zum Hund der Zähne zeigt, wenn er nicht angefasst werden will, wird hier nach Herzenslust das eigen Bedürfnis nach Hund-knuddeln befriedigt. Egal wie sich der Hund dabei fühlt.

Dann kommt es auch beim Hund irgendwann zu chronischen Krankheiten wie Krebs, Magengeschwüren, Allergien, Depressionen.
Oder der Hund flippt irgendwann aus und beisst zu. Weil er die Situation nicht mehr aushält. 
Das ist exakt das gleiche Prinzip wie beim Säugetier Mensch.

Respekt fängt beim zuhören an! Wenn dein Hund sich auffällig verhält, dann möchte er dir etwas mitteilen. Wenn dein Hund dir etwas mitteilen möchte, dann höre ihm zu.

Wenn du ihn nicht verstehst, dann nimm dir Hilfe. Wenn du nicht weißt, wie du sein Problem beheben kannst, dann nimm dir Hilfe. 

Aber bitte, schreib ihn nicht ab als „verhaltensauffällig“ oder „verhaltensgestört“ oder „dominant“.

Diese Bewertungen sind zutiefst negativ. Ein Hund ist ein hoch soziales und intelligentes Lebewesen, daß als Familienhund von uns vollkommen abhängig ist. 

Und da bricht sich niemand einen Zacken aus der Schöpfungskrone, wenn er/sie sich mal auf Augenhöhe zum Hund begibt. 

 
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Verfasst von - 10/05/2022 in Coaching

 

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Der reaktive Hund

Reaktiv bedeutet recht allgemein, daß jemand erst auf Druck durch Dritte zu einem Thema reagiert und dann auch nur das Nötigste tut.

Beim Hund bedeutet es, daß der Hund auf einen Reiz überreagiert. Er zeigt unangemessenes Verhalten und lässt sich nur schwer wieder beruhigen. Auslöser kann zum Beispiel ein Fahrradfahrer oder Jogger sein, ballspeilende Kinder oder andere Tiere. Die Reaktion ist Bellen, Beißen, Knurren, an der Leine zerren.

In der Regel trainiert man dann, den Hund abzulenken. Er soll etwas tun, wie sich ablegen, einen Ball tragen, Kommandos befolgen. So will der Mensch die Kontrolle behalten und der Hund soll vom Problem abgelenkt werden. Kann man so machen.

Ich versteh es nur nicht so ganz. Weil sich hier ja keiner die Mühe macht, auch nur im Ansatz zu verstehen warum der Hund so ausrastet.

Reaktiv – Reaktion – reagieren – aktiv werden

Das bedeutet doch erst einmal, daß durch eine Aktion beim Hund eine Reaktion ausgelöst wird.
Das wir persönlich diese Reaktion als unangemessen betrachten ist dem Hund ja völlig egal. Er hat in diesem Moment ein Problem. Und ich halte es für nicht sehr klug, das Problem und seinen Trigger zu ignorieren. Wenn ich einfach nur ein Methode suche, indem ich den Hund ablenke, erspare ich mir die Arbeit, nach dem Warum zu suchen.

Es ist wieder mal das Symptom und nicht die Ursache, die hier mittels einer Methode (in diesem Falle Dressur) behandelt wird. Das Blöde dabei, Trigger und Problem verschwinden ja nicht. Und bei jedem Spaziergang ist die bange Frage: wann flippt er wieder aus? Was, wenn du lost gehst und du hast den Ball vergessen? Oder ihr verliert den Ball unterwegs?

Wäre es nicht angebrachter zu gucken, wo das eigentliche Problem liegt und was der Trigger ist? Und hierfür dann eine Lösung zu erarbeiten, die für beide förderlich ist?

Dieses „reaktive“ Verhalten, dieses „unangemessene“ Reagieren auf einen Reiz, ist für den Hund eine Form der Kommunikation, die uns nur auffällt, weil es laut ist und stört. Wir wollen nicht auffallen und uns auch nicht mit „aggressivem“ Verhalten unseres „ungezogenen“ Hundes plagen. Das sollten wir aber, denn es ist die einzige Möglichkeit, die der Hund hat um uns auf etwas aufmerksam zu machen, womit er nicht klar kommt, überfordert ist.

Ablenkung ist per se nicht schlechtes. Es kann helfen, vor allem während des Trainings dem Hund zu helfen. Aber es sollte nicht als die Lösung betrachtet werden. Sondern als Teil des Weges zu einem geheilten Hund, der mit seiner Umwelt entspannt umgehen kann.

Bei Fragen zum Thema oder meinem Angebot freue ich mich über eine Nachricht von dir.

 
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Verfasst von - 02/05/2022 in Coaching

 

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Dein Hund, dein Coach ?

Was, wenn dein Hund den Schlüssel zur Lösung deiner Probleme kennt?
Was, wenn dein Hund der Schlüssel zur Lösung deiner Probleme ist?
Was, wenn er die Antwort auf deine Fragen weiß?

Klingt abwegig? Gar unmöglich?
Gut, ich gebe zu, es gibt Probleme, da können mir meine Hunde auch nicht helfen. Da muß ich alleine Lösungen finden. Oder einen Automechaniker fragen, oder den Bankberater. Aber es gibt sehr viel, wo sie meine beste Unterstützung sind.

Ich habe in meinem Leben vermutlich mehr Zeit mit Tieren verbracht als mit Menschen.

Dabei habe ich eines gelernt, Tiere wissen und verstehen viel mehr als wir denken, als uns lieb ist und als wir wahr haben wollen. Würden wir das annehmen, müssten wir vieles ändern in unserem Verhalten gegenüber Tieren.

Ich habe über den Stress von Besuchern geschrieben, der Korridor.
Und ich habe gesagt, dass man es dem Hund wirklich einfach erklären kann, was da grade passiert. 
Ich meine das ernst.

Das größte Problem ist doch, das der Hund versteht das etwas los ist, ihm aber keiner sagt was. Er wird einfach nicht eingebunden, sondern ausgeschlossen. Weil man davon ausgeht, das er es eh nicht kapiert. Ist ja nur der Hund.

Kleines Beispiel: jeden Morgen ziehe ich mir die Schuhe an, nehme den Haustürschlüssel und gehe mit den Hunden laufen. Ganz selten muss ich zu einem anderen Termin.
Dann erkläre ich es ihnen. Alles läuft ab wie immer. Bis ich den Hunden sage, dass wir heute nicht laufen gehen weil ich erst alleine zu einem Termin muss.

Nicht ein Hund begleitet mich zur Tür.

Ich hab denen das nicht beigebracht. Die bekommen auch keinen Befehl. Die haben das einfach verstanden. Meine Hunde kennen gar keine Befehle.

Also gehen wir mal davon aus, dass dein Hund besser über dich bescheid weiss, als dein Therapeut es je könnte. Warum lässt du dir dann nicht von deinem Hund helfen?
Die meisten Hunde freuen sich einen Keks wenn sie uns helfen können!

Ich habe mir für diese Woche ein ganz anderes Thema überlegt: meine persönliche Geschichte.
Nicht, wann ich wo welches Studium abgebrochen habe oder welchen Nebenjob ich in der Schule hatte.
Sondern meine Geschichte mit den Tieren und wieso ich mit ihnen reden kann. Und wie ich dich und deinen Hund damit unterstützen kann.

Wenn du Fragen hast zu dem Thema oder zu meinem Angebot, schreibe mir gern eine Nachricht.

 
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Verfasst von - 02/05/2022 in Coaching

 

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Der Rahmen

Yin und Yang und der Hund.

Mir hat mal jemand gesagt, Tim sei ein Yin Yang Hund. Weil er eine weiße Schwanzspitze hat und ein schwarzes Ohr, beziehungsweise einen schwarzen Fleck auf seinem weißen Kopf.

Tatsächlich hatte Tim das Glück von einem buddhistischen Mönch gesegnet worden zu sein und sein Anhänger am Halsband ist seitdem das Yin Yang Zeichen.

Wofür stehen Yin und Yang?

Es ist das Zeichen für die Dualität in der asiatischen Kultur. Männlich – weiblich. Sonne – Mond. Wasser – Land. Hoch – tief. Hell – dunkel. Laut – leise. Hart – weich. Aktiv – passiv. Schnell – langsam. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.

Auch in unserer Kultur gibt es diese Dualität. Auch wir kennen Ebbe und Flut, Neumond und Vollmond, männliche und weibliche Energie.

Während die asiatische Kultur fünf Elemente hat (Wind, Wasser, Erde, Feuer, Holz) hat unsere westliche Kultur vier Elemente: Erde, Wasser, Feuer und Luft. Und auch wir schreiben unseren Elementen Energien zu: Erde und Wasser stehen für die weibliche Energie; Feuer und Luft stehen für die männliche Energie.

Warum ich gerne von Yin und Yang spreche? Weil bei den Begriffen „männlich“ und „weiblich“ sofort die Schubladen aufgehen. Ich habe eine Ausbildung in Feng Shui gemacht und in unserem Kurs gab es eine Dame, die sehr resigniert kund tat, daß alle „negativen“ Attribute mit der weiblichen Energie in Verbindung stehen.

Also sah sie sich als Frau im negativen Licht von Wasser, Dunkelheit, Tiefe, weich, langsam, fließend, passiv, matt – einfach nur bähhh.
Während Männer strahlend, hell, glänzend, fest, forsch, aktiv usw. waren.

Und das ist der absolut größte Blödsinn den frau überhaupt nur denken kann. Zum einen würde Sonne ohne Mond keinen Sinn ergeben. Und umgekehrt. Keine Flut ohne Ebbe. Das eine bedingt das andere. Das eine kann ohne das andere nicht existieren oder wirken. Und das Zeichen des Yin Yang zeigt noch etwas ganz deutlich: in der tiefsten Dunkelheit liegt schon der kleinste Keim der Helligkeit.

Das lässt sich sehr schön an einem Tag sehen. Wenn es in tiefster Nacht am dunkelsten ist, geht es wieder dem hellen Tag entgegen. Am hellsten Tag, geht es wieder der dunklen Nacht entgegen.
Die Attribute wie „schön und böse, gut und schlecht“, haben wir den einzelnen Bereichen zugeordnet. Das ist unserer Kultur zu verdanken. Sonne und Mond sind wie sie sind, es gibt keine Bewertung. Aber weil wir das männliche Prinzip mehr verehren als das weibliche ist die erste Schieflage ja schon vorprogrammiert. In der asiatischen Kultur gilt die Balance der Energien als Gesundheit. Sind die Energien aus der Balance geraten, entstehen Krankheiten.

Das lässt sich ganz einfach erklären: ewige Finsternis oder ewige Sonne – beides würde das Leben auf unserem Planeten zunichte machen.

Es gibt sehr viele schöne Bilder die zeigen, wie sehr beide aufeinander angewiesen sind. Grundsätzlich gilt hier, das männliche Prinzip, die männliche Energie (Yang) ist das Gerüst, der Rahmen, die Stabilität, der Raum und das weibliche Prinzip, die weibliche Energie (Yin) ist die Kreativität, die Emotion die sich in diesem Raum entfalten darf und kann.

Der Tänzer und seine Tänzerin: er hält, trägt und führt sie. Fällt er weg, fällt sie auf die Nase.
Das Flussbett und sein Wasser: er führt, sie fließt und nährt. Zu viel oder zu wenig von ihr und Leben wird unmöglich, Chaos bricht aus.
Die Leinwand und die Farbe: ohne Rahmen, ohne Untergrund ist die Farbe sinnlos, machtlos, wertlos.

Wir sehen also, beide haben ihre Berechtigung, beide sind wertvoll und wichtig.

Und, wir alle haben beide Energie in uns. Männer haben auch weibliche Energie und Frauen haben auch männliche Energie. Dieses Prinzip lässt sich bis auf die erste Zellteilung zurück führen, die erste Dualität, durch die die Entstehung des Lebens überhaupt erst möglich wurde.

Was ist also passiert? Unsere Gesellschaft, Kultur und Religion haben irgendwann mal entschieden, daß Männer mehr wert sind als Frauen. (Dazu gibt es mehr in der Woche der Evolution, mega spannendes Thema!!) Hier lasse ich das erst einmal so stehen, sonst verrenn ich mich.

Wo bleibt der Hund?

Ja, was hat das jetzt mit dem Hund zu tun?

Ich sagte ja, wir alle haben beide Anteile in uns. Ebenso der Hund. Nun, wie meine Kurs-Kollegin im Feng Shui schon fest stellte, haben die Jungs alle die coolen und tollen Eigenschaften und die Mädchen nur die blöden. Was passiert also? Die Mädchen wollen lieber wie die Jungs sein. Damit sie auch endlich etwas wert sind. Und mitspielen dürfen.

Per se kann man jetzt sagen, ja, ok, mach doch.
Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Das geht nicht so einfach. Denn was passiert, wenn ich einen Teil ablehne, weg nehme, ignoriere? Die Balance ist weg. Es entsteht Krankheit. (Kurzer Seitenblick auf den Zustand unseres Planeten).

Mir erzählen immer wieder Kundinnen, daß ihre Männer das ein oder andere Problem mit dem Hund nicht haben. Sie wollen mit dem Hund aber nicht „so grob“ umgehen.
Ein Beispiel: bei ihr macht der Hund an der Leine Theater, bei ihm nicht. Sie sagt, er hat dem Hund einmal Bescheid gesagt und jetzt gehorcht er.

Tatsächlich passiert hier meist etwas ganz anderes, wesentlich subtiler.

Hund – Frau – Mann

Ich versuche mich kurz zu fassen.

Der Hund ist ein soziales Wesen. Entgegen der landläufigen Meinung sind die meisten Hunde nicht „dominant“. Sie übernehmen die Kontrolle, wenn sie das Gefühl haben, daß die anderen dafür zu blöd sind. Irgendeiner muß ja für die Sicherheit sorgen. In der Regel haben Hunde mit einem „Dominanz-Problem“ einfach nur Menschen mit einem konsequenten „Führungs-Problem“.

Der Hund liebt Sicherheit und etwas Routine. Dafür braucht es einen Rahmen. Und etwas Konsequenz. Der Hund liebt es, sich auf die anderen verlassen zu können. Die meisten Hunde sind gar nicht scharf drauf, die Führung zu übernehmen. Und die meisten Männer können aus ihrer eigenen Energie heraus genau diesen Rahmen bieten. Die müssen dafür gar nicht viel tun.

Nun kommt die Frage (was auch so mancher Mann denkt): Frauen sind zu doof Hunde richtig zu führen?!

Falsch.

Frauen führen anders. Überraschung!

Was aber das größere Problem ist: unendlich viele Frauen fühlen sich in ihrem Sein unwohl. Und warum? Vielleicht weil man ihnen eingeredet hat, sie seien nichts wert? Und weil sie ständig versuchen zu sein wie die Männer?

Das ist jetzt echt extrem vereinfacht. Aber mit dem Thema könnte frau Bücher füllen. Warum ist es ihm völlig egal was die Nachbarn denken, ihr aber nicht? Und das ist nicht eine meiner Klientinnen. Diese Frauen geben sich die Klinke in die Hand. Sie sind erfolgreich, lieben Mann und Kinder, haben einen guten Job, sind gesellschaftlich anerkannt. Und trotzdem fehlt da etwas, trotzdem ist da diese Lücke in ihrem Sein.

Und der Hund?

Nächste Überraschung: der Hund spürt das.

Da Tiere keine SMS schreiben können, sind sie auf andere Mittel der Kommunikation angewiesen. Sie sind extrem sensibel wenn es um Emotionen, Gefühle, Energien und ihre Balance geht. Sie spüren sofort, wenn etwas nicht stimmt. Wir ignorieren das nur sehr gerne. Wir ignorieren unsere eigenen Bedürfnisse ja auch ständig. Gerade Frauen: nimm dich nicht so wichtig, dir gehts doch gut, sei doch zufrieden, du hast doch alles… blablabla.

Aber tief innen drin ist gar nichts gut. Da fehlt etwas existenzielles. Und dem Hund fällt das auf. Übrigens auch dem Pferd, der Katze oder dem Vogel. Und allen anderen. Vermutlich weiß sogar die Yucca-Palme bescheid.

Und weil Hunde nun mal Stabilität sehr schätzen, kann es vorkommen, daß sie bei Herrchen einen etwas entspannteren Eindruck machen. Das muß aber nicht sein. Ich habe auch Klientinnen, deren Hunde haben ganz andere Themen und benehmen sich bei beiden gleich. Da war das Thema Freiheit. Diesem Hund war egal wer an der Leine hing, die Leine musste weg. Und zwar auch die aus Frauchens Leben.

Und was nun?

Die gute Nachricht: daran kann frau arbeiten. Und es geht dabei NICHT darum zu werden wie die Männer. Sondern die Balance in sich wieder zu finden: beide Energien so zu stärken, daß wieder Harmonie möglich ist. Das ist etwas Arbeit, aber sie lohnt sich. Weil frau das in allen Bereichen ihres Lebens zu Gute kommen wird.

Das geht übrigens in beide Richtungen. Bitte nicht glauben, daß Männer keine Probleme mit Balance und Hunden haben! Und für die gilt das Gleiche, halt nur umgekehrt. Einem Hund reicht Balance schon als Stabilität, der braucht dafür keine Militärkapelle.

Und so wird dein Hund zu deinem Coach.

Wie man das macht? Das ist ganz individuell. Falls ich dein Interesse geweckt habe und du mehr erfahren möchtest, schreib mir gern. Falls du Fragen hast, dich wieder erkennst, ein konkretes Thema hast, Fragen zu meinem Angebot hast: melde dich bei mir und wir vereinbaren ein kostenloses Gespräch.

 
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Verfasst von - 01/05/2022 in Coaching

 

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Rapunzel und die Angst, Teil 2

Am ersten Tag nach ihrer Ankunft begann Raiponce, wenn ich ihr Zimmer betrat, aus ihrem Versteck zu kommen und wegzulaufen. Sie bewohnt ein Zimmer und den angrenzenden Teil einer offenen Scheune.

Sie befand sich noch immer im flight/fight/freeze Modus. Also: Flucht, Angriff oder Einfrieren. Als sie ankam, war es das Einfrieren, sie kauerte sich in eine Ecke und bewegte sich nicht mehr. Jetzt kam der Flucht-Modus. Sie wollte weg, suchte den Ausgang.

Als sie im Februar in das Tierheim kam, beschrieb man sie als sehr freundlich und neugierig. Man war dort sicher, man könne sie in wenigen Tagen anfassen. Es tut mir leid, aber ich habe laut gelacht. Never ever! Und so kam es dann auch. Plötzlich hieß es dann, sie wäre nicht mehr ganz so aggressiv.

Sehr lustig. Vermutlich hat man versucht sie mal eben zu sozialisieren, so nebenbei, zwischen Füttern und Putzen.

Ich lasse sie in Ruhe. Ich bin überzeugt, sie würde sich verteidigen wenn ich ihr zu nahe käme. Ich weiß nicht wieso ich das a) riskieren soll und ich ihr b) diesen Stress antun soll?! Haben wir keine Zeit??

Was kommt nach freeze und flight? Das Zittern. In der zweiten Nacht hat sie gefressen. Wenn ich zu ihr gehe, läuft sie nicht mehr weg. Sie liegt in ihrer Ecke und schaut mich an. Dann schaut sie wieder weg und ihr ganzer Körper zittert. Das ist gut.

A) sie nimmt Kontakt zu mir auf, sie sieht mich direkt an, sie beginnt ihre Umwelt zu beobachten.
B) sie flieht nicht mehr.
C) ihr Körper verarbeitet die Angst (an einem für sie sicheren und ruhigen Ort) – sie zittert.

Was tut man als Mensch in dieser Situation?

Man lässt den Hund in Ruhe!!!

Bitte bitte bitte – nicht trösten oder beruhigen. Nicht nötigen etwas zu essen oder zu trinken. Nicht anfassen.

Ich habe hier Hunde, die haben Wochen unter dem Sofa verbracht. Das ist ok. Raiponce ist bei uns. Sie kann uns hören und riechen und wenn sie möchte auch sehen. Aber sie wird durch einen Sichtschutz geschützt. Das ist beruhigender für sie und auch für die anderen sieben die hier zur Zeit leben.

Unser Körper muß Angst verarbeiten können. Das braucht Zeit. Wenn wir unserem Körper diese Chance nehmen, indem wir eingreifen, womöglich das Tier (oder auch den Menschen) ruhig stellen, kann das Gehirn das erlebte nicht verarbeiten. Das Trauma bleibt dann in dem Gehirn stecken und kommt immer wieder. Die Dämonen. Die Panik. PTBS. Ja, das gibt es auch beim Tier. Überraschung. Säugetier: gleiches Gehirn, Nerven, System.

Das aller aller wichtigste ist, ihr zu vermitteln, sie ist jetzt sicher. Aber das muß sie in ihrem Tempo „erfahren“ und „begreifen“.

Ich sehe oft Bilder von den ankommenden Transportern aus Rumänien. Ja, die Menschen freuen sich endlich ihren Hund in die Arme nehmen zu können. Und dann sehe ich Bilder, da liegen Hunde, die nur die Straße und das Tierheim kennen, nach 48 Stunden Fahrt auf dem Rücken, auf der Straße und wildfremde Menschen beugen sich über sie und herzen und küssen sie und beruhigen sie. Und diese Bilder bekommen Herzchen. Und ich könnte nur noch kotzen. Sorry.

Lasst die Tiere doch bitte erst mal ankommen und euch kennen lernen.

Wenn sich ein Hund auf den Boden wirft und alle viere von sich streckt, dann steht er unter massivem Stress. Das ist Todesangst. Er unterwirft sich und zeigt seine verwundbarste Stelle. Ich verlange von niemandem, sich mit Angsthunden auszukennen. Aber so ein bisschen Körpersprache. So ein bisschen Hundesprache. Etwas Verständnis. Wenigstens die Beschwichtigungs- oder Streß-Signale.

Und im Zweifel, einfach mal überlegen: möchte ich, daß jemand mit mir so umgeht??

Die wilde Sieben

Und dann sind da ja noch die anderen. Die wilde Sieben. Zwei Border Collies und fünf weitere Rumänen aus Pascani. Was tun sie? Sie pinkeln ins Haus. Hui.
Naja, sie wissen, da ist ein Neuer in ihrem Revier. Also müssen sie ihr Revier verteidigen und abgrenzen und ein Statement setzten.

Warum ich das erwähne? Falls das hier jemand liest: ich möchte einfach darauf hin weisen, daß es zur Kommunikation unter Hunden gehört und nicht böse gemeint ist. Fertig.

 
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Verfasst von - 30/04/2022 in Coaching

 

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