Der Tag fing gut an, ich hatte endlich mal gut geschlafen. die Sonne war auch weg, der Himmel bewölkt. Frühstück, Abfahrt. Das erste Ziel: Montsegure. Wir lassen also den städtischen Wahnsinn hinter uns. Das Touristen-Ghetto von Carcasonne war „interessant“. Vor lauter Menschen sah man von der Festung selbst gar nicht viel, der Rest war abgesperrt oder verlangte nach Eintritt.
Zu kaufen gab es kleine Folterwerkzeuge für die heimische Vitrine. Die Glaubenskämpfe werden gewinnbringend vermarktet. Darüber schwebt noch immer das unbefleckte Kreuz Christi. Es ist auch hier wie immer, das damals waren andere. Mir gefällt diese katholisch-kapitalistische Heuchelei nicht. Schuld hat man nicht an den Grausamkeiten, das kennen wir nur zu gut. So mache ich mich gespannt auf den Weg zu einem der schlimmsten Orte der Glaubenskriege.
Nachdem wir ohne grössere Blessuren endlich die Stadt hinter uns gelassen haben eröffnet sich eine malerische Landschaft. Ich bin wieder bei Cezanne und fahre in seinen Bildern herum. Hinter uns kommt langsam die Sonne hoch, vor uns liegen leuchtend die leichten braun-grünen Hügel, dahinter ragen schwer und dunkel die Berge der Pyrenäen gen Himmel. Ihre Häupter verschwinden in grauen Wolken. Ein schönes Bild. Es ist frisch.
Die Landschaft wird immer wieder von Blechkisten, LKWs und Reisebussen zerfurcht. Die Kubisten hätten ihre helle Freude gehabt!
Die Landschaft verschwindet und wir überschreiten die Grenze zum Departement Ariege. Wir tauchen ein in die unendliche Bergwelt. Die Strassen werden schmaler, enger, kurviger….
An dieser Stelle mal kurz zu etwas ganz anderem: ich war überrascht als ich neulich das erste mal tanken ging. Die Tankanzeige ist kaputt seit ich die Schildkröte kenne…. Also orientiere ich mich am Kilometerstand. Und ich habe von Marsaneix bis Camares tatsächlich weniger als 10 Liter verbraucht!!
Ok, nach endlosen Kurven durch Berge und Wälder kommen wir um die Ecke und da steht er vor uns, der Berg den wir suchten. Ein gigantischer Felsen ragt in die Höhe und oben drauf ein paar Mauern. Ziemlich schnell wird klar, wir sind schon da, von nun an geht es nur noch zu Fuss weiter. Diesel ist glücklich, er ist in seinem Element. hunde sollen an die Leine, aber das Gelände ist so unwegsam, dass ich es sein lasse, viel zu gefährlich.
Unterwegs gibt es ein kleines Kassenhäuschen. Wir sind früh dran und es ist noch nicht viellos. Diesel die alte Bergziege ist als erster oben.
Wir überhohlen ein paar Leute und ich frage mich was Menschen dazu treibt sich in dieses unwegsame Gelände zu verkrümeln. Aber noch schlimmer ist die Frage was andere dazu treibt den ersteren hinter her zu steigen um sie da oben dann hinzurichten. Am Fusse des Berges, am Einstieg steht ein Kreuz, von 1960, es soll der Scheiterhaufen gedenken. Daneben ein hübsch drapierter Scheiterhaufen zur Ansicht.
Oben angekommen ist von der Festung nur noch die Ruine, also die vier Aussenmauern, vorhanden. Man kann recht weit herum laufen. Diesel kann. Die Pantoffel- und Flipflop-Fraktion kann nicht so gut. Es hatte geregnet und die Felsen waren rutschig.
Ich bin begeistert. Die Aussicht ist gigantisch, die Festung ist gigantisch. Und man geht ausgesprochen unspäktakulär damit um. Im Dorf gibt es noch ein Museum über das Leben und Sterben auf Montsegur, ebenfalls sehr unspäktakulär.
Nach dem Abstieg bereue ich für einen Moment mein Hotelzimmer mit Badewanne so schnell aufgegeben zu haben.
Nach diesem Erfolg machen wir uns endlich auf zu unserem nächsten Ziel, Ustou.
Wir müssen dafür einige Berge passieren, rauf und runter. Strassen so breit wie das Auto, zweiter Gang, tuka tuka….. Die Schildkröte ist friedlich. Die Sonne kommt hier den ganzen Tag nicht durch diedicken Wolken.
Gegen Nachmittag kommen wir an, es ist herrlich, ein kleines Bergdorf mitten zwischen Bergen.
Logisch.
Diesel ist glücklich, Zeltplatz. Er legt sich auf seine Decke, döst und guckt mir beim Zelt aufbauen zu…
Abendessen. Wein, Kerzenschein und die Welt ist in Ordnung. Weit weg.
Ariege: Montsegur – Ustou
05
Sept
Petra
05/09/2011 at 20:36
Ist ja der Wahnsinn, wie du da allein durch die Gegend zuckelst. Schön zu lesen, deine Berichte. Viel Spass noch und fahr vorsichtig!
LikeLike
Anja
06/09/2011 at 12:19
Hallo Reija, finden dein Reisetagebuch genial! Du bist in deinem Element! Danke für die nette Nachricht gestern. Hab mich sehr gefreut. War ein schöner Abend 🙂 Dann bis bald und weiterhin viel Freude und tolle Erlebnisse! Gruß Anja & Co.
LikeLike